Freitag, 1. Februar 2008

Highway of broken backbones - Siem Reap, Kambodscha

Ok. Ich lebe noch. Aber das war mal krass.

Gestern war der bisher unangenehmste Tag meiner Reise. Gegen 1 Uhr nachts sind wir nach zweistuendiger Verspaetung von Phuket nach Bangkok geflogen.
Phuket ist nett, aber nichts besonderes. Die meisten Touristen bekommen von der Insel nicht allzu viel mit. Innerhalb der Grenzen all der unzaehligen Resorts und Hotels und der drum herum liegenden Gegend ist alles paradiesisch. Phuket Stadt hingegen ist vergleichbar mit vielen anderen Orten in Asien: schmutzig, laut und unsaeglich heiss. Die gefuehlte Temperatur lag bei etwa 40 Grad, mit dem schweren Rucksack alles andere als angenehm. Zwei Tage sind genug.

In Bangkok angekommen sind wir nach einer kurzen Kaffeepause zum Hauptbahnhof gefahren. Zu dem Zeitpunkt waren wir bereits seit 19 Stunden auf den Beinen. Gegen 6 Uhr fuhr unser Zug zum Grenzuebergang nach Aranya Prathet. Auch mal eine Erfahrung: Sechs Stunden Fahrt, 3. Klasse, Holzsitze, offene Fenster, selbstverstaendlich ohne Klimaanlage. An Schlaf war dort nicht zu denken, zumal man staendig ein Auge auf das Gepaeck haben muss. Total entnervt und durchgeschwitzt erreichten wir dir Grenze gegen 12 Uhr, 25 Stunden ohne Schlaf. Weiter mit dem Tuk-Tuk zur Visavergabe und anschliessend zu Fuss zum Grenzuebergang. Wir waren nicht alleine. Andere Rucksackreisende mussten sich dem selben Martyrium ergeben. Furchtbar. Dann hiess es raus aus Thailand, und rein nach Kambodscha. Die Szenerie werde ich nie vergessen. Von einer Sekunde auf die naechste wandelte sich das gesamte Umfeld. Kleine Kinder mit riesigen Kulleraugen kamen uns entgegen und bettelten um Geld. Strassen sind nicht gepflastert. Die Grenze wirkte wie ein riesen grosser Viehmarkt, ueberall wurden wir um unser Ziel gefragt und ob wir nicht mit dem Taxi fahren wollten. Der Laerm war unvorstellbar und die ganze Hektik bei der Hitze kaum auszuhalten. Die Mittagssonne strahlte mir direkt ins Gesicht, ich war mit der ganzen Situation komplett ueberfordert. Dann mussten wir nochmals dreissig Minuten anstehen, nachdem wir endlich einreisen durften.
Wir teilten uns ein Taxi mit zwei Schwedinnen und fuhren von Poipet ueber die "Strasse des gebrochenen Rueckgrats" nach Siem Reap. Die dreistuendige Fahrt war furchtbar. Auf einer Strasse, die dem wilden Westen glich, sind wir mit etwa 70 km/h durch Kuhlen und Pfuetzen gedonnert, vorbei an herumlaufenden Kuehen und bettelnden Familien. Der Staub der vor uns fahrenden Autos flog uns permanent auf die Frontscheibe. Es heisst, dass eine nicht naeher benannte Airline dem Staat Geld dafuer zahlt, dass diese Strasse nicht modernisiert wird, um die Ueberfahrt so unangenehm wir nur moeglich zu gestalten. Kein Wunder: der Flug von Bangkok nach Siem Reap kostet in etwa 100 Euro, was fuer inner-asiatische Fluege sehr viel ist (von Phuket nach Bangkok bin ich z.B. fuer 30 Euro geflogen). Die selbe Strecke kostete mich auf dem Landweg etwa 8 Euro. Da nimmt man den Stress schonmal in Kauf.

Kambodscha ist unglaublich interessant. Nichts, was ich vorher in Asien erlebt und gesehen habe, findet sich hier wieder. Es fahren nur wenige Autos, Strassen sind nur selten gepflastert, gezahlt wird in US Dollar, Rueckgeld gibt's gemischt in US Dollar und der einheimischen Waehrung Riel. Kein Mc Donald's oder sonstige Fast Food-Ketten, nicht mal der mir mittlerweile ans Herz gewachsene 7-Eleven. Die Armut ist omnipraesent, weswegen ich oft auch aufs Feilschen verzichte. Die Preise hier sind ohnehin recht niedrig. Ein Tag kostet inklusive Unterkunft im Schnitt 15 bis 20 US Dollar, etwa 10 bis 13 Euro.

Und die Menschen sind vor allem eines: unendlich freundlich und dankbar fuer jeden Riel, den man hier ausgibt. Auch ein ganz krasser Gegensatz zu Thailand, in dem Touristen (zumindest in Bangkok) offenbar als notwendiges Uebel angesehen werden.

Ich freue mich tierisch auf morgen. Gegen 7 Uhr besichtige ich das Highlight meiner Reise: die maechtigen Tempelanlagen von Angkor Wat, ganz in der Naehe von Siem Reap und fuer viele Menschen der einzige Grund, nach Kambodscha zu reisen.

Also ich bin weiterhin wohlauf und es gibt keinen Grund, sich Sorgen zu machen. Uebermorgen gehts weiter mit dem Bus nach Phnom Penh, die Hauptstadt Kambodscha's und von dort aus nach ein paar Tagen Aufenthalt weiter nach Ho-Chi-Minh-Stadt (Vietnam), dem ehemaligen Saigon.

Aus Kambodscha gruesst
der toni