Montag, 19. Mai 2008

Bitte Lächeln! yì, èr, san...

Vor wenigen Wochen wurde ich vom International Office gefragt, ob ich bereit wäre als Model für den neuen Ming Chuan Studienführer zu posieren. Und da ich ja nun einmal stark exhibitionistisch veranlagt bin habe ich auch nicht lange gezögert und direkt zugesagt.
Das Foto-Shooting und der kurze Dreh für ein Imagevideo fanden in den letzten beiden Wochen unter mehr oder weniger widrigen Wetterbedingungen statt. Eine Auswahl der Bilder sind in diesem Post zu bewundern.


Cheers!




Sonntag, 11. Mai 2008

2 Geburtstagskinder, 15 verschiedene Nationen - Eine Party

...das ist das Ergebnis unserer kleinen Feier, zu der Benni und ich anlässlich unseres gemeinsamen Geburtstages eingeladen haben. Alle die mich kennen wissen, dass ich nichts mehr hasse, als meinen eigenen Geburtstag zu feiern. Aber dieses Ereignis war hinsichtlich seiner Internationalität wohl einmalig und unvergesslich und daher ein elementarer Bestandteil meiner Taiwan-Erfahrung!

In diesem Sinne: Happy Birthday to me :)



Montag, 5. Mai 2008

Der Nächste bitte!

Eigentlich bin ich ja niemand, der gerne übers Wetter redet. Auch nicht in Fahrstuhlgesprächen. Wenn ich morgens zur Schule gehe treffe ich zwangsläufig immer irgendjemanden, den ich kenne. Und es gibt für mich nichts demotivierenderes, als mit einem belanglosen Gespräch übers Wetter in den Tag zu starten: "Schonwieder unglaublich heiß heute, oder?!" ... "Und die Feuchtigkeit...ich kann gar nicht richtig atmen..."...jaja, danke für den Input.
Aber das Wetter in Taiwan hält tatsächlich viele Überraschungen bereit, über die ich (insbesondere mit daheim gebliebenen) gerne rede. Das Wochenende war z.B. unglaublich heiß. Die Frühlingssonne hat Taipei am Samstag und am Sonntag mit 35 Grad kräftig eingeheizt. Samstag früh habe ich mich mit ein paar Freunden auf einen Kaffee auf dem Campus getroffen, den wir allerdings nach 20 Minuten mit teilweise kräftigem Sonnnenbrand verlassen mussten weil es einfach nicht mehr zu ertragen war. Offenbar ruft das Wetter auch Allergien in mir hervor (und ich bin sonst eigentlich gegen fast nichts allergisch), sodass mir den ganzen Tag permanent die Augen tränten. Wie dem auch sei, heute hat es dann monsunbedingt aus Kübeln geregnet und das Thermometer in der taiwanesischen Hauptstadt hat es nicht mal auf 20 Grad gebracht - insgesamt 16 Grad Unterschied zu gestern. Das hält meine Kommilitonen allerdings auch nicht davon ab, die Klimaanlage in den Seminarräumen auf Gefriertemperatur zu regeln. Demnächst werde ich Lieferverträge mit örtlichen Metzgereien abschließen, und die Seminarräume in Ming Chuan als Lagerstätten für Frischfleisch und -fisch vermieten. Ernsthaft, viele haben hier ein kräftiges Problem mit ihrem Wärmehaushalt. Neben Trinkwasser sollten sie hier auch Spender für Grippeschutz-Impfungen bereitstellen. Ich werde das die Tage mal anregen.

Heute hat meine Projektgruppe in der Vorlesung "Global Industrial Analysis" ihre Ergebnisse präsentiert. Thema war die US-amerikanische Brauindustrie. Mit der Performance war ich sehr zufrieden, wirklich. Jeder hat gute Arbeit geleistet. Allerdings habe ich heute auch wieder gemerkt, was ich an Deutschland etwas vermisse. Der Dozent hat sich nämlich leider nicht einmal zu einem einzigen Kommentar hinreißen lassen, weder positiv noch negativ. Manchmal bezweifle ich, ob er überhaupt zugehört und verstanden hat, was gerade gesagt wurde. Außer zwei, drei belangloser Fragen keinerlei Reaktion. Das geht aber auch schlimmer.
In den vergangenen Wochen haben viele andere Teams ihre Arbeiten präsentiert, während der Dozent durch den Raum ging und mit anderen Kommilitonen geredet hat. Meiner Meinung nach eine bodenlose Unverschämtheit und schlichtweg respektlos. So kam es dann auch, dass wir am Wochenende beschlossen haben, uns das nicht gefallen zu lassen und die Präsentation schwarz zu schalten, sollte er währenddessen mit anderen Studenten reden.
Dazu kam es allerdings nicht, da heute während unseres Vortrages absolute Ruhe herrschte. Viele Studenten werden die Gelegenheit genutzt haben, um Elemente zu kopieren und dann selbst in ihren Arbeiten anzuwenden. Abschließend hat er dann allerdings doch noch eine kurze Anmerkung gemacht, die unsere Eindruck bestätigt hat, dass er überhaupt keine Ahnung hat und genau im Gegensatz zu dem stand, was ich in Deutschland sowohl in der Hochschule, als auch in der Praxis gelernt habe. Ich wollte sofort widersprechen, merkte dann aber, dass ich damit nur verlieren kann. Auch etwas, dass ich in Asien gelernt habe: der Dozent hat Recht, auch wenn er falsch liegt. Gegen zu argumentieren wird nicht als Eigenleistung, sondern als Angriff verstanden. Bedeutet im Klartext: jedes Argument gegen seine Einschätzung bedeutet für mich am Ende Punktabzug, auch wenn ich Recht habe. Anwesenheit und Mitarbeit machen mit 40% einen nicht unerheblichen Teil der Endote aus und sind (zumindest in der Mitarbeit) höchst subjektiv und wilkürlich. Klar darf man seine eigene Meinung haben und selbstverständlich darf man sie auch äußern. In Deutschland wird dieses Lernverhalten nicht nur begrüßt sondern gefordert und gefördert. In Taiwan wird es zur Kenntnis genommen, gegebenenfalls kommentiert (sofern der Dozent zuhört) und im schlimmsten Fall geahndet.

Ich weiß nicht, wie oft ich darüber schon mit anderen Studenten diskutiert habe. Hier laufen einfach Dinge ab, die in Deutschland/Europa und keinen Umständen toleriert werden würden. Da könnte ich Bücher drüber schreiben. Allerdings muss man auf der anderen Seite aber auch betonen, dass das hier nunmal Alltag ist. Was im Buch steht, stimmt! Und was der Dozent vermittelt, stimmt auch! Jeder Koreaner zuckt zusammen wenn jemand gegen die Meinung des Professors argumentiert aus Angst, der Himmel würde gleich über seinem Kopf zusammenbrechen.
Und das ist eine sehr wertvolle Erfahrung, da wir dann im zukünftigen globalen Wettbewerb genau wissen, was wir von wem zu erwarten haben und wie wir uns wem gegenüber zu verhalten haben. Was mir hier vermittelt wird ist nicht Buchwissen, sondern Lebenserfahrung.
Und da gibt es auch selbst für mich nichts zu diskutieren!