Dienstag, 18. September 2007

Lauter Erste Male

Instant Nudeln.

Zum dritten Mal in Folge esse ich nun Instant Nudeln, um den Mitternachts-Heißhunger zu stillen. Da mein Wohnheim um 23 Uhr die Schotten dicht macht und keinen mehr raus lässt muss man sich am Automaten bedienen, und der rückt leider nur o.g. Spezialität heraus. Dafür aber in allerlei Variationen: Instant Nudeln mit Schweinerippchen, Instant Nudeln mit Schrimps, Instant Nudeln mit Rind und Instant Nudeln ohne Geschmack, für den strapazierten europäischen Gaumen. Ich habe mich heute für "Minced Pork" entschieden und habe keine Ahnung, was das sein soll. Irgendwas mit Schwein. Schön.

Noodles

Heute Nacht habe ich meine erste Kotzattacke bekommen.

Irgendwann zwischen 4 und 5 Uhr wurde ich wach weil ich ein aggressives Gefühl von Unwohlsein in der Magengegend spürte. Also sprang ich von meiner Holzpritsche und machte ich auf den beschwerlichen Weg zur Toilette. Aber: Obacht!, man will ja seinen Zimmergenossen nicht wecken.
In meinen Kotzpausen hatte ich genug Zeit darüber zu sinnieren, was diesen Reiz wohl ausgelöst haben könnte: War es das Hühnchen, das schon vor 6 Stunden scheiße geschmeckt hat? Die russische Zigarette, die mir mein Leidensgenosse von gegenüber zuvor angeboten hatte (ohne Filter wohlgemerkt)? Oder etwa die von mir so lieb gewonnenen Instant Nudeln? Nach einigem hin und her habe ich dem Hühnchen die Schuld in die Schuhe geschoben.

Böses Hühnchen!
Morgen werde ich einen H5N1-Schnelltest machen. Safety first!
Nichts destotrotz musste ich da nun durch. Und das Verhängnisvolle waren die Nudeln. Denn die waren mit Tabasco gewürzt - und der kam direkt wieder mit raus. Wenn mein Magen nicht irgendwann leer gepumpt gewesen wäre hätte meine Speiseröhre alsbald Feuer gefangen. Alles in allem eine zauberhafte Erfahrung, die ich nicht missen möchte :/ .

Außerdem hatte ich heute meine erste Vorlesung: Advertising.
Auf den Kurs hab ich mich schon seit Monaten gefreut. Ich war einfach neugierig zu erfahren, wie die Asiaten an die Lösung eines Kommunikationsproblems herangehen. Nun...morgen werde ich mich austragen! Der Kurs ist für die Katz. Asiatische Studenten sind nunmal echt jung. In der Regel nimmt man hier mit 18 ein Studium auf. Aber dann lässt man es sich trotzdem nicht nehmen, sich wie 14 aufzuführen. Insbesondere die Mädels.
Die Professorin schien darüber hinaus aber sehr kompetent zu sein und ermahnte uns eindringlich, dass wir doch bitte auf unser Portfolio Acht geben sollen. Lebensläufe würden in der Branche niemanden interessieren; es ginge um erbrachte Kommunikationsleistungen. Zugegeben, da hat sie wohl recht! Also fing sie an mit Awards um sich zu schmeißen: Cannes Lions, The One Show, D&AD...und schließlich traf sie des Pudels Kern: Aufgabe in diesem Semester sollte es sein, an einem Kommunikationswettbewerb teilzunehmen (an dieser Stelle mal ein dezenter Gruß an meine Komillitonen aus der Junior Agency ;) ). Klingt an sich ziemlich reizvoll, nur das Problem war: keiner der anwesenden Studenten (mich mal ausgenommen) hat je etwas von Kommunikationsstrategien gehört. Und diese Vorlesung sollte auch keinen Input liefern, sondern nur die Projektarbeit beinhalten. Reizend!
Und dann stellte sie die entscheidende Frage, die erstens meine Vermutung bestätigte, dass diese Menschen noch nie zuvor etwas mit Kommunikation zu tun hatten und mich zweitens in der Entscheidung bekräftigte, den Kurs nicht weiter zu besuchen:

"Do you know, what a Print Ad is?"

Ja. Eine Zeitungsanzeige. Danke!

Morgen fällt die Uni dann aus. Schade! Laut Wettervorhersage wird in den kommenden Stunden ein Taifun auf die Insel treffen. Erste Ausläufer brachten bereits literweise Regen und der verwöhnte Westeuropäer muss sich fragen: Was zieh' ich morgen eigentlich an? Selbst wenn es regnet herrschen hier weiter Temperaturen um die 30 Grad. Jaja, ich weiß. Aaaaaaarmer Toni ;) Aber auch das ist ein Umstand, mit dem man umzugehen erst lernen muss.

Ich werd mich dann mal wieder an meine Nudeln setzen. Das Schwein fängt schon an zu frieren.

Guts Nächtle!

Montag, 17. September 2007

One night in Taipei

An diesem Wochenende war ich zum ersten Mal in Taipei, die Hauptstadt der Insel Taiwan.

Nachdem ich aus dem Zug aus Taoyuan am Hauptbahnhof in Taipei ausgestiegen bin stockte mir zunächst der Atem. Unglaublich viele Menschen strömten eiligst zu den Rolltreppen Richtung Ausgang während ich komplett desillusioniert auf der Stelle trat und mir erstmal einen Überblick über dieses Szenario verschaffen musste. Wir, ich und ein russischer Austauschstudent, mit dem ich die Stadt erkunden wollte, sind etwa 15 Minuten durch den Bahnhof geirrt auf der Suche nach dem Ausgang. Ganz ehrlich: setzt mich dort aus und ich würde elendigst zu Grunde gehen. Die ganzen hektischen Menschen, das Pfeifen der Schaffner, das Warnsignal beim Abfahren der Züge und das durch den russischen Dialekt geprägte Englisch meines Begleiters trieben mich irgendwann in die Verzweiflung. Schließlich erreichten wir dann bald das Tageslicht (der Bahnhof liegt im Untergrund), um dann wieder zur U-Bahn hinab zu steigen. Ab gings zum höchsten fertiggestellten Gebäude der Welt: Taipei 101, benannt nach der Anzahl seiner Stockwerke.

Aus der Entfernung sieht dieser Turm über den Dächern der Weltmetropole schon recht majestätisch aus. Von oben betrachtet relativiert sich der Eindruck jedoch: die Luftverschmutzung und der Nebel trübten unsere Sicht und wir konnten nur schwerlich die Berge sehen, die Taipei begrenzen. Hat aber schon was für sich, quasi on top of the world zu stehen und das rege Treiben unter sich zu beobachten.
Taiwan wird sehr häufig von Erdbeben und hin und wieder auch von Taifunen heimgesucht. Aus diesem Grund befindet sich im oberen Teil des Gebäudes eine mehrere hundert Tonnen schwere Kugel (genannt Damper Baby, falls es mal einer von Euch zu Günther Jauch schaffen sollte), die sämtlichen Schwankungen auffangen und ausgleichen soll. Dieses "Tilgerpendel" ist weltweit das größte und einzig öffentlich zugängliche. Darüber hinaus noch vergoldet, schließlich kann ein bißchen Glamour nie schaden (da kommt dann wieder der Düsseldorfer in mir durch ;) ).

Wenn man sich ein paar Stunden in Taipei oder generell in Taiwan aufhält stellt man sich irgendwann die Frage: "Äääh...gibts hier eigentlich keine Mülleimer?". Die Antwort: Doch, aber die sind tatsächlich sehr rar gesäet. Das hat mehr oder weniger historische Gründe, die ich an dieser Stelle aber einfach mal weglasse. Dieser Umstand ist jedenfalls ziemlich ärgerlich, da Taiwan unglaublich viel überflüssigen Müll produziert. Für jeden noch so kleinen Kaugummi bekommt man hier eine Quittung und eine Tragetüte. Über den Tag betrachtet sammelt sich da eine ganze Menge Mist an, den man aber leider nicht wegschmeißen kann. Schade!

Partying in Taiwan ist auch etwas anders als bei uns in Europa. Gestern waren wir in einer Disko, unweit vom 101 entfernt im oberen Stockwerk eines Warenhauses. Der Eintritt war mit umgerechnet 12 Euro moderat denn das Motto des Abends lautete: All you can drink. "Nun denn..." denkt sich der geschlechtsreife Großstädter, "...go for it!". Und selbst dort waren wir die einzigen nicht-Asiaten unter mehreren hundert Besuchern.
Eine Besonderheit in weiten Teilen Asiens ist, dass man in Diskotheken für Sitzplätze extra bezahlen muss. Und das sind dann nicht mal eben 5 Euro mehr. Nach vorheriger Reservierung zahlt man für eine muckelige Sitzgelegenheit mehr als 100 Euro. Nunja, dann stellt man sich doch vielleicht lieber einmal mehr an die Bar und wartet auf seinen Gin.
Und: Es gab richtige, also RICHTIGE Toiletten. Unglaublich. Da kam fast so etwas wie Heimatgefühl auf. Als ich dann aber die Klotür öffnete und dort 10 Taiwanesen Schlange standen hat sich das auch schnell wieder verflüchtigt ;)

Meine ersten Schritte in Taipei habe ich also unbeschadet überstanden und auch die Rückfahrt war wesentlich unkomplizierter als die Hinfahrt. Aber da bin ich dann auch nur tot ins Taxi gefallen :/ . Und wenn wir nicht einen Insider an unserer Seite gehabt hätten, der dem Taxifahrer erklärte, wo die Reise hingehen sollte, wäre auch das noch sehr...na sagen wir...interessant geworden.

Cheers!

Taipei

Mittwoch, 12. September 2007

Culture Flash

Mich in Taiwan einzuleben fällt mir tatsächlich leichter als ich ursprünglich erwartet hatte. Nachdem ich den ersten Kulturschock überwunden und die ersten chinesischen Nährstoffe verdaut habe fühle ich mich hier fast schon heimelich. Die Leute hier empfangen uns mit offenen Armen und haben ständig ein Lächeln auf den Lippen.
Vor zwei Tagen wurden wir vor unserem Dorm von einer einheimischen Familie auf ein Bier und einen 58%igen Schnaps eingeladen. Standesgemäß gab es dazu Häppchen. Häppchen meint Tintenfisch (siehe dazu mehr im Album). Wir versuchten verzweifelt uns dagegen zu wehren, uns den Tentakeln auch nur ansatzweise zu nähern - leider ohne Erfolg. Um diesen unglaublich gastfreundlichen Menschen nicht vor den Kopf zu stoßen haben wir uns letztlich dazu hinreißen lassen, dieses DING zu probieren und mussten erstaunt festellen: das schmeckt gar nicht mal soooo scheiße ;) Bei dieser Erkenntnis haben wir es dann aber auch gut sein lassen und uns dankend verabschiedet. Schließlich konnte man ja auch keine tiefgründige Konversation aufbauen, da diese guten Menschen leider kein Wort englisch sprachen. Und ich war mit meinem "Níhaù!" (zu dt.: Hallo =) ) auch ganz schnell an den Rand meiner chinesischen Sprachkenntnisse gestoßen.

Generell sind die Menschen hier im tiefsten Asien sehr an Europäern interessiert. Teilweise kommt man sich hier vor wie der erste Mensch auf dem Planet der Affen (ohne abwertend klingen zu wollen). Jeder, aber wirklich JEDER starrt uns an. Wenn wir gegen 17 Uhr durch Downtown Taoyuan laufen fangen die Schulmädchen an zu grinsen und sagen "Hi, Hi, Hi" während sie uns eifrig das Victory-Zeichen entgegen strecken. Das scheint hier sowas wie ein natürlicher Reflex zu sein. Anfangs fanden wir das noch ziemlich lustig. Mittlerweile hätte ich aber auch nichts dagegen, einfach in den Bus zu steigen und mich zu setzen - unbeobachtet. Nunja, das wird sich sicher bald einstellen.

Mein Stundenplan ist nebenbei bemerkt ziemlich engmaschig. Hab jeden Tag von 9 bis 12 einen Chinesisch-Kurs. Dann nach dem Mittag gehts um 1 weiter mit meinen regulären Kursen, sodass ich jeden Tag quasi voll ausgelastet bin. Bald werde ich soweit sein, meine erste Bestellung im Restaurant auf mandarin aufgeben zu können.

Bis dahin muss man allerdings weiter mittels wilder Gestikualtion kommunizieren.
Eben wie auf dem Planet der Affen.

Everyday Life

Samstag, 8. September 2007

Opener

Hello @ all!

Nachdem ich nun meine ersten 40 Stunden in Taiwan hinter mir habe und die Ausgangssperre meines Wohnheims mich daran hindert, dumme und unüberlegte Sachen anzustellen, nutze ich die Zeit um euch kurz auf den laufenden Stand der Dinge zu bringen.

Kurz gesagt: Taiwan flasht total!

Zunächst hab ich tatsächlich daran gezweifelt ob das, was ich hier tue wirklich so clever ist. Der 13 Stunden-Flug und die Fahrt mit dem Shuttle vom Flughafen zur Uni ließen böses erahnen. Die Stadt (Taoyuan, 40 km westlich von Taipei) ist hässlich, schmutzig und voll mit Menschen, Hunden und Stromkabeln. Es gibt weder genügend Ampeln, noch Bürgersteige oder Verkehrsregeln. Die Strasse zu überqueren ist jedes Mal ein Abenteuer und absolute Vertrauenssache. Dabei muss ich dem Verkehr sicherlich mehr vertrauen als er mir ;)

Taiwan ist die totale Reizüberflutung

Überall riecht es nach Garküche. Mit jedem Meter, den man sich fortbewegt, steigt einem ein neuer unbekannter Duft in die Nase. Das kann manchmal schon ziemlich anstrengend sein, denn in Kombination mit dem rohen Fisch oder Geflügel, das hier auf den Straßen in der Luft hängt möchte man als Europäer einfach gerne mal kotzen! Deswegen darf man auch nicht darüber nachdenken, was man abends in den zahlreichen Restaurants und Fressbuden serviert bekommt. Nachdem ich meine erste Mahlzeit in Taiwan noch bei McDonald's zu mir genommen habe (und Nein!, es schmeckt nicht überall gleich!!) muss sich mein Magen nun langsam an die einheimische Kost gewöhnen. Das heißt: viel Fisch, viel Geflügel, viel Gemüse und vor allem viel undefinierbares.

Auch visuell und akustisch werden Ausländer hier arg überfordert. Alles blinkt und macht Krach, an jeder Ecke stehen Spielautomaten und Wasserspender, an denen selbstverständlich nicht mit der Beleuchtung gespart wird! 90 Prozent des taiwanesischen Einzelhandels ist bunt. Und mit bunt meine ich rosa. Hello Kitty lässt grüßen. Alles ist klein, niedlich und verspielt, geworben wird hier vorwiegend mit Cartoons und Smileys. Sehr strange!
Beim Einkaufen ist man immer auf Leute angewiesen, die des Mandarins mächtig sind. Sowohl auf der Straße als auch in den Läden und Restaurants gilt: Wer chinesisch spricht ist klar im Vorteil!

Schon in meiner ersten Nacht hat hier für etwa 30 Sekunden mit einer Stärke von 6,8 die Erde gebebt. Sehr komisches Gefühl wenn man hilflos mit ansehen muss, wie die ganzen Möbel wackeln und sehr beunruhigend, wenn sich der ganze Flur mitten in der Nacht plötzlich mit panischen asiatischen Studenten füllt. Offenbar war es eines der stärkeren Beben und ich befürchte, es wird nicht das letzte gewesen sein ;)

Fühlt euch alle kräftig gedrückt!

See you soon

Toni

Taiwan Impressions