Montag, 4. Februar 2008

"Do not advertise deep pockets!" - Phnom Penh, Kambodscha

Die Busfahrt in die Hauptstadt hat nur sechs Stunden gedauert. Das ist verhaeltnismaessig wenig, verglichen mit dem, was mir der oeffentliche Nahverkehr bisher geboten hat. Phnom Penh ist ganz anders als Siem Reap. Die Menschen sind nicht ganz so freundlich, die Stadt ist groesser, schmutziger und turbulenter, die Kriminalitaet um ein viefaches hoeher. In Reisefuehrern wird davor gewarnt, nach Einbruch der Dunkelheit ins Stadtzentrum zu fahren. Viele Reisende und Einheimische haben mir schon in Thailand und Siem Reap fiese Sachen von Phnom Penh erzaehlt. Offensichtlich ist an den Warnungen was dran. Warum auch nicht? Kambodscha ist ein armes Land. Tagtaeglich spielen sich vor meinen Augen Szenen ab, die ich sonst nur aus Filmen kenne.

Heute Mittag sind wir in eines der einheimischen Restaurants Essen gegangen. Ein Paar setzte sich neben uns an den Tisch. Er (aus dem Westen) war definitiv ueber 60, sie (Einheimische) nicht aelter als 25. Offensichtlich war sie nicht mehr Herr ihrer Sinne, stand komplett unter Drogeneinfluss. Das Restaurant ist unter Rucksackreisenden bekannt und beliebt. Alle drehten sich um und schuettelten unverstaendlich mit dem Kopf. Ohne Zweifel: da ist eine ganze Menge Geld geflossen.
Vor uns auf dem Gehsteig sassen zwei Kinder, eines etwa sechs Jahre, das andere etwa 3 Jahre, vermutlich Geschwister. Der aeltere Junge starrte mich permanent an und deute mit der Hand auf den Mund und auf den Bauch seines Bruders. Armut und Bettelei sind ein grosses Problem in Phnom Penh und in Kambodscha generell. Aber was kann ich schon tun? Ich kann nicht jedem Kind einen Dollar geben, zumal man oft nicht weiss, ob das nur Show ist und ob da nicht eine Organisation hinter steckt. Mehr als in lokalen Shops oder auf dem Markt einzukaufen oder meine leeren Plastikflaschen und Dosen an Sammler weiterzugeben kann auch ich mir nicht leisten. Alle fuenf Meter kommt mir ein Kind entgegen. Alle wollen dasselbe verkaufen. Buecher und Getraenke. So weh mir das tut, aber das einzige was dort hilft, ist Ignoranz.

Morgen werde ich Kambodscha verlassen. Mit dem Bus geht es weiter nach Saigon. Mit einem Freund von meiner Uni in Taiwan und dessen Familie werden wir das chinesische Neujahrsfest in Vietnam feiern. Anschliessend geht es weiter nach Hoi An und Hanoi, das Ziel unserer Reise.

Vom Mekong gruesst
der toni